EINE DOKUMENTATIONS-AUSSTELLUNG IM SIEGESDENKMAL

INNERER PARCOURS
„DAS DENKMAL UND SEINE GESCHICHTE“

  • Der innere Parcours illustriert mithilfe von zahlreichen Abbildungen die Geschichte des Denkmals im Detail. Der Rundgang nimmt seinen Ausgang von der Zerstörung des Vorgängerbaus, des Kaiserjäger-Denkmals, und reicht bis in die unmittelbare Gegenwart.

     

    Raum 1

    Ein Denkmal entsteht

    Im Sommer 1916 entwarf der böhmische Architekt Karl Ernstberger ein Denkmal für die Gefallenen des in Bozen stationierten II. Regiments der Tiroler Kaiserjäger, das im Ersten Weltkrieg an mehreren österreichisch-ungarischen Frontabschnitten kämpfte. Als Bauplatz für das Kaiserjäger-Denkmal wurde der Talferpark in Gries bestimmt.

    Raum 2

    Unterbrechungen

    Der Bau des Kaiserjäger-Denkmals begann erst 1917, ein Jahr vor Kriegsende. Aufgrund der militärischen Niederlage der Mittelmächte und der Annexion Südtirols durch Italien im Jahr 1919 wurde das Denkmal nie vollendet und blieb für fast ein Jahrzehnt in seinem halbfertigen Zustand bestehen.

    Raum 3

    Wahrzeichen der „Italianität“

    Anfang 1926 gab der italienische Diktator Benito Mussolini bekannt, dort, wo „das Denkmal für den deutschen Sieg hätte erbaut werden sollen“, ein Denkmal für Cesare Battisti und die Trentiner „Märtyrer“ zu errichten. Aufgrund des mutigen Widerstands von Battistis Witwe wurde es in ein Denkmal für „den italienischen Sieg“ umgewidmet.

    Raum 4

    Ein (beinahe) rationalistischer Bogen

    Mit dem Bau des neuen italienischen Denkmals wurde der römische Architekt Marcello Piacentini beauftragt. Er orientierte sich dabei am klassischen Triumphbogen, dessen Programm er im Sinne eines glühenden Nationalismus aufgriff. Das Denkmal sollte zum Symbol der Eroberung und unverrückbaren Grenzzeichen aufrücken.

    Raum 5

    Errichtung durch Zerstörung

    Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 12. Juli 1926, dem zehnten Jahrestag von Cesare Battistis Hinrichtung in Trient. Der Abbruch des Kaiserjäger-Denkmals begann im Frühjahr 1927, gleichzeitig mit der ersten Bauphase des neuen Denkmals.

    Raum 6

    Vom ersten bis zum letzten Stein

    Nach vollständiger Abtragung des Kaiserjäger-Denkmals kamen die Bauarbeiten ab der Mitte des Jahres 1927 immer rascher voran. Zum Jahresende berichtete Piacentini, dass der Neubau beinahe vollendet sei. Als Datum für die Einweihung wurde der 12. Juli 1928 festgesetzt.

     

    Raum 7

    „Architektonisches Symbol faschistischen Geistes“

    Erklärtes Ziel Marcello Piacentinis war es, nichts weniger als das „erste echt faschistische Denkmal“ zu errichten. Zu diesem Zweck führte er eine völlig neue Säulenordnung ein – die Liktorensäule als Symbol der faschistischen Staatsmacht. Die Pfeiler des Denkmals wurden als monumentale Rutenbündel mit hervorstehenden Beilklingen gestaltet.

  • Raum 8

    Sinnbild der „Neuen Ordnung“

    In der Mitte eines neuen städtischen Forums gelegen und ideologisch-propagandistisch stark aufgeladen, wurde das Denkmal neben den herkömmlichen Sehenswürdigkeiten Bozens rasch zum neuen städtischen Wahrzeichen. Es fand sich immer öfter auf Gemälden, Postkarten und Medaillen, in Reiseführern und auf Plakaten wieder.

    Raum 9

    Bühnenbilder I

    Bald wurde das Siegesdenkmal zur effektvollen Bühne für zahlreiche öffentliche Veranstaltungen, politische Kundgebungen und propagandistische Feiern. Das Monument wurde von den italienischen Kriegsveteranen, den faschistischen Kadern und den Partei- und Jugendorganisationen sofort ins Herz geschlossen.

    Raum 10

    Bühnenbilder II

    Die faschistischen Kriegszüge in Ostafrika und in Spanien und die Ausrufung des Kaiserreichs im Mai 1936 erlaubten es dem Regime, das Denkmal nicht mehr nur als Erinnerungsort des vergangenen Sieges aufzufassen. Es wurde nun zusehends zum Symbol für den neuen Nationalstolz und für einen vom faschistischen Italien geltend gemachten höheren Zivilisationsanspruch.

    Raum 11

    Drehscheibe der faschistischen Stadt

    Das Denkmal bot für das faschistische Regime den willkommenen Ausgangspunkt, um das Bozner Stadtbild grundlegend umzugestalten. Ein Jahrzehnt der Stadtplanung und die Anlage neuer Gebäude und Verkehrsachsen machten das Denkmal zur Drehscheibe des „Neuen Bozens“.

    Raum 12

    Erhalten oder schleifen?

    Nach Kriegsende blieb das Siegesdenkmal im Brennpunkt der Spannungen zwischen Faschisten und Antifaschisten, zwischen der italienischen und der deutschen Sprachgruppe, schließlich zwischen Befürwortern der weiteren Stadtentwicklung und jenen, die einen klaren Bruch mit der faschistischen Architektur forderten. Anlass für Konflikte gibt das Denkmal noch heute, auch wenn sich die Hintergründe hierzu verändert haben.

    Raum 13

    Ein Denkmal für andere Siege?

    Wie alle Denkmäler, die den Augenblick ihrer Entstehung überdauern, stellt auch das Siegesdenkmal ein unfreiwilliges Mahnmal seiner Zeit dar. Doch sind dem Monument inzwischen auch andere Bedeutungen zugewachsen, die sich von den ursprünglichen Absichten der Erbauer unterscheiden. Die Umgestaltung in einen öffentlichen Parcours ist ein wichtiger Schritt in der Aufarbeitung einer belasteten Vergangenheit.